St. Bernward

Anlässlich des 75 jährigen Jubiläums wurde 1990 eine Festschrift herausgegeben. Hier wollen wir Ihnen einige interessante Auszüge daraus präsentieren. Vielen Dank an Herrn Thiel für die Bereitstellung vieler Schriften und Bilder.

Die Festschrift zum 100 jährigem Jubiläum der St. Bernward Kirche können Sie bei Interesse hier herunterladen:

Festschrift 100 Jahre St. Bernward

Weihe der St. Bernwarduskirche in Gifhorn

Originalartikel aus der Allerzeitung vom 30. August 1915.

Ein geschichtlicher Rückblick

Ein geschichtlicher Rückblick auf die älteste katholische Gemeinde im Dekanat Wolfsburg

“Die Weihe der neuen katholischen Kirche in Gifhorn fand gestern in feierlicher Weise statt. Hoch von dem freundlichen Turme des schmucken Baus wehte die blau¬weiße Kirchenfahne. Mit Birkenbäumchen war der Weg zum Haupteingange eingefaßt, und diesen umrahmte eine Flechte von blühender Heide.”

Mit diesen Sätzen begann am 30.August 1915 ein Artikel der Aller-Zeitung. Aus Anlaß des 75-jährigen Bestehens der St. Bernward-Gemeinde soll im folgenden ein Blick auf deren wechselvolle Geschichte geworfen werden .

Die Zeit vor dem Bau der Kirche

Nach der Einführung der Reformation im Fürstentum Lüneburg (1527) war die Zahl der Katholiken in Gifhorn sehr gering. Erst im Zeitalter der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts nahm ihre Zahl allmählich zu.

Gab es im Jahre 1858 13 Katholiken unter 2592 Einwohnern in Gifhorn, so waren es 1895 69 unter 3398. Hinzu kamen in dieser Zeit die katholischen Saisonarbeiter, besonders aus Schlesien und Polen, die in der Torfindustrie in Triangel und Neudorf-Platendorf und in der Zeit der Spargelernte und der Zuckerrübenkampagne bei den hiesigen Bauern arbeiteten. Gottesdienste wurden behelfsweise in Sälen gefeiert, z. B. in dem der Familie Specht auf dem Steinweg in Gifhorn oder in einer “kirchlichen Baracke” in der Moorsiedlung Neudorf-Platendorf.

Bau und Einweihung der Kirche

Um die Jahrhundertwende beschloß das Bonifatiuswerk in Paderborn, in größeren Städten, besonders Kreisstädten, Kirchen zu bauen. Mit dem Bau der Gifhorner Kirche, die große Ähnlichkeit mit denen in Soltau und Hohenhameln hat, wurde 1914 am Ziegelberg begonnen. Sie war hauptsächlich für die Saisonarbeiter der Umgebung gedacht.

Weil im Jahre 1914 jedoch der erste Weltkrieg ausbrach, ging der Bau nur schleppend voran. Wie aus dem erwähnten Artikel der Aller-Zeitung hervorgeht, fand die Einweihung der Kirche am 29. August 1915 unter Leitung von Domkapitular Busse aus Hildesheim in feierlichem Rahmen statt. Sie bekam den Namen des Heiligen Bernward, der im 10./ll. Jahrhundert Bischof von Hildesheim war. Unter ihm entwickelte sich Hildesheim zu einer der wichtigsten Stätten der deutschen und europäischen Kunst.

Die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg

Infolge des Krieges blieben die katholischen Saisonarbeiter aus, weshalb die Kirche in ihren Anfangsjahren relativ ungenutzt blieb. Zehn Jahre lang kam nur einmal im Monat ein Priester, meistens aus Hildesheim, zur Feier der hl.

Messe, für kurze Zeit wohnte in Gifhorn ein für die Gemeinde zuständiger Priester, der allerdings schon bald unverrichteter Dinge nach Hildesheim zurückkehrte und empfahl: “Die Kirche kann zum Abbruch verkauft werden!” Erst im Jahre 1926 wurde neben der Kirche das Pfarrhaus erstellt. Nun kam für die wenigen Katholiken der erste fest ansässige Seelsorger, Pastor Franz Lehne, nach Gifhorn.

Er hatte den ganzen damaligen Landkreis Gifhorn zu betreuen. In Fallersleben ließ er eine kleine Kapelle erbauen. Er war der erste Geistliche im Bistum Hildesheim, der ein Auto fuhr. In dieser Zeit wurde auch der katholische Friedhof in Gifhorn angelegt und eine Kapelle zu Ehren des hl. Georg darauf errichtet.

Während des Zweiten Weltkrieges und die Jahre danach

Im Jahre 1939 übernahm Pastor Josef Henze die Seelsorge. In dieser Zeit gewann die St. Bernward-Kirche an Bedeutung, da vor allem Evakuierte aus dem Westen Deutschlands hierher kamen. Die Katholiken unter ihnen fanden in dieser schweren Zeit in der St. Bernward-Gemeinde ihren religiösen Mittelpunkt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten die meisten Evakuierten in ihre Heimat zurück. Jetzt kamen jedoch aus den deutschen Ostgebieten Vertriebene in großer Zahl. Lebten im Jahre 1939 5520 Menschen in Gifhorn, so waren es 1949 knapp 10 000, darunter 750 Katholiken. An Sonn- und Feiertagen mußten in der St. Bernward-Gemeinde jetzt schon zwei hl.

Messen gefeiert werden. Am 16. Juli 1949 übertrug Bischof Joseph Godehard von Hildesheim Pastor Hermann Diekotto die Seelsorge in St. Bernward. Schon nach dem Krieg war das Gebiet Wolfsburg/ Fallersleben ein selbständiger Seelsorgebezirk geworden. Nun wurden vier neue Gifhorner “Außenstationen” mit eigenem Priester in Wittingen, Meine, Wahrenholz und Tülau-Fahrenhorst gegründet. Die hl. Messe wurde in evangelischen Kirchen und Schulen gefeiert. Später wurden Wittingen, Meine und Wesendorf selbständige Kirchengemeinden. Am 1. August 1956 wurde Gifhorn durch Anordnung des im Sterben liegenden Bischofs Joseph Godehard eine selbständige Kirchengemeinde.

Bis dahin war St. Bernward lediglich eine Filialkirche der Pfarrei St. Ludwig in Celle gewesen. Erst im Jahre 1960 wurde die Gifhorner Gemeinde zur Pfarrei erhoben.

Die Jahre seit 1960

Ein Schwerpunkt in der Seelsorge war seit Kriegsende Meinersen mit den umliegenden Ortschaften. Nachdem zuerst in der evangelischen Kirche Gottesdienst gefeiert worden war, wurde 1960 im alten Amtsgericht in Eigenleistung eine Kapelle eingerichtet .


Am 1. August 1961 kam Pfarrer Alfred Heinze nach Gifhorn. Er sollte für 27 Jahre die Geschicke der Gemeinde lenken. In seine Amtszeit fällt der Bau einer zweiten katholischen Kirche in Gifhorn. Durch das starke Anwachsen der Stadt war die Gründung dieser Gemeinde notwendig geworden. Am 30. April 1972 wurde die St. Altfrid-Kirche im südlichen Stadtgebiet geweiht. Zu ihr gehören heute 4000 Mitglieder aus Gifhorn und einigen angrenzenden Ortschaften.


In St. Bernward wurde ein neues Pfarrheim errichtet und im Oktober 1974 eingeweiht .
Dieses Heim ist neben dem Gotteshaus zum Zentrum des Gemeindelebens geworden. Als in Meinersen der Pachtvertrag im alten Amtsgericht abgelaufen war und das Gebäude baufällig wurde, entstand mit Hilfe des Bonifatiuswerkes in Paderborn die St. Maria Goretti-Kirche. Sie wurde am 17. Dezember 1977 eingeweiht und ist bis heute Filialkirche der Pfarrgemeinde St. Bernward.

1979 erfolgte die Außenrenovierung der St. Bernward-Kirche und 1987 erhielt der katholische Friedhof in Gifhorn nach Erweiterung eine neue Kapelle, da die alte zu klein und baufällig geworden war. Zur Pfarrgemeinde St. Bernward gehören heute fast 2800 Katholiken. Sie umfaßt den nördlichen Teil der Stadt Gifhorn einschließlich der Ortsteile Gamsen, Kästorf, Wilsche und Neubokel.

Hinzu kommen Neudorf-Platendorf, Triangel und Meinersen mit Seershausen, Müden-Dieck-horst und Ettenbüttel. Die Geschicke der Gemeinde werden vom jeweiligen Pfarrer in Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat gelenkt. Während der Kirchenvorstand in der Hauptsache für die vermögensrechtlichen und finanziellen Angelegenheiten Verantwortung trägt, unterstützt der Pfarrgemeinderat den Pfarrer bei seinen pastoralen Aufgaben und ist für die sozialen Belange der Gemeinde zuständig. Beide Gremien werden in Abständen von vier Jahren gewählt .
Ein besonderes Ereignis im Leben der Gemeinde war das 50-jährige Priesterjubiläum von Pfarrer Heinze am 6. August 1988.


Zusammen mit Weihbischof Pachowiak, den Priesterkollegen des Dekanates Wolfsburg, Vertretern des öffentlichen Lebens und zahlreichen Gemeindemitgliedern – auch aus seinen früheren Gemeinden – wurde ein festlicher Gottesdienst gefeiert, an den sich ein Empfang anschloß.
Seit dem 1. September 1988 ist Pfarrer Jans-Joachim Franzke Seelsorger von St. Bernward. Mit ihm zusammen wird die Gemeinde die Festlichkeiten zur 75-Jahr Feier Ende August / Anfang September 1990 begehen.

Literaturnachweis

Diekotto, Hermann:
St. Bernward, Gifhorn Stuttgart 1961

Heinze, Alfred:
St. Bernward, Gifhorn, in Kontakte (Rundbrief des Dekanates Wolfsburg), Wolfsburg 1977

Roshop, Ulrich:
Gifhorn – Das Werden und Wachsen einer Stadt, Gifhorn 1982

Autor

Thiel, Torsten (Jg. 1967)
Student der Katholischen Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster

Pfarrer und Kapläne in St. Bernward ab 1928

Pastor Franz Lehne 1.4.1927 – 1.3.1939
Pastor Joseph Henze 1.3.1939 – 16.7.1949
Pastor Hermann Diekotto 16.7.1949 – 1.8.1961
Pfarrer Alfred Heinze 1.8.1961 – 31.8.1988
Pfarrer Hans-Joachim Franzke 1.9.1988 – 15.1.1996
Pfarrer Egon Borm 28.2.1996 – 30.6.2006
Kaplan Bruno Kutschki ab 6.3.1938
Kaplan Alfons Hoffmann ab 20.3.1941
Kaplan Rudolf Blecker ab 1.6.1947
Kaplan Richard Hornow ab 1.12.1947
Kaplan Rudolf Wiederholt ab 16.7.1949
Kaplan Georg Sobetzko ab 1.2.1952
Kaplan Heinrich Ohagen ab 1.8.1953
Kaplan Willibald Schirmeisen ab 16.3.1955
Kaplan P. Adolf Fritz ab 15.4.1957
Kaplan Johann van den Brule ab 1.10.1958
Kaplan P. Kreuger ab 1.8.1961
Kaplan Johannes Schlingermann ab 1.1.1962
Kaplan Antonius Sips ab 17.8.1964
Kaplan Norbert Winkler ab 1966
Kaplan Heinrich Jeibmann 1.10.1969 bis 1.8.1970

Die Ladegastorgel in St. Bernward

Im Jahre 1888 baute der bekannte Orgelbauer Friedrich Ladegast aus Weißenfels/ Saale die Orgel für die Freimaurerloge in Braunschweig. Unter dem Druck des Dritten Reiches wurde die Gemeinde aufgelöst und die Orgel nach Gifhorn gebracht.

Aus einem Gutachten (1936): “… Erbauer ist einer der besten Orgelbauer Deutschlands ‘Ladegast, Weißenfels’. Die Werke dieser Firma sind als äußerst solide bekannt. Vor allem ist ein ganz gutes und solides Material verwand worden, so dass die Orgel noch ewige Zeit ihren Dienst verrichtet. … Die Holzpfeifen sind aus feinjährigem Fichtenholz hergestellt und sehr gut intoniert. Die Zinnpfeifen, welche alle einen Gehalt von 75% Zinn haben, sind ebenfalls ganz ausgezeichnet im Zustande.”

Das Gehäuse der Orgel ist aus massivem Eichenholz im romantischen Stil erbaut. Der Spieltisch ist an der Seite angebracht. Auf zwei Manualen und Pedal verteilen sich 14 Labialregister. Nach dem Umbau in Jahre 1984 durch Herrn Günter Graun aus Burgdorf sind noch ca. 9 Register im Original erhalten. Zu Rüstungszwecken mussten 1917 die Prospektpfeifen abgeliefert werden. Diese wurden 1920 durch Zinkpfeifen ersetzt. Insgesamt hat die Orgel 705 Pfeifen.

Friedrich Ladegast erbaute u.a. auch die Orgel im Schweriner Dom. Dieses Meisterwerk wurde in den Jahren 1870 und 1871 erbaut und ist noch völlig erhalten. Sie gilt als Höhepunkt in Ladegasts Schaffen mit 84 Registern auf 4 Manualen und Pedal. Der 1908 in Weißenfels verstorbene Orgelbauer übertrug gewisse Dispositions- und Bauprinzipien Silbermanns auf die romantische Orgel. Er gilt als einer der bedeutendsten Orgelbauer des 19. Jahrhunderts. Weitere Informationen zur Orgel und der erneuten Restauration 1996 – 1998 finden sie auf diesen Seiten.

Presseausschnitt über die Orgel und den Tabernakel

Am 16. August 2008 erschien in der Braunschweiger Zeitung mit Gifhorner Rundschau ein Artikel über die Ladegastorgel und den Tabernakel.

Hl. Bernward Bischhof von Hildesheim – unser Namenspatron

Aus niedersächsischem Adel um 960 geboren, besuchte Bernward die berühmte Domschule in Hildesheim und empfing durch den heiligen Erzbischof Willigis von Mainz die Priesterweihe. Er war in der königlichen Kanzlei zu Mainz tätig und leitete die Erziehung des späteren Kaisers Otto III. Durch Willigis 993 zum Bischof geweiht, regierte er fast 30 Jahre das Bistum Hildesheim. Er starb am 20. November 1022.

Bernward richtete zur Verbesserung der Seelsorge die jährliche Diözesansynode ein und die viermal jährlich tagenden Regionalsynoden. Ihm ist der Bau einer Anzahl von Kirchen zu danken. Vier Klöster gründete er. Das bedeutendste unter ihnen ist die Benediktinerabtei St. Michael in Hildesheim. Seine Pflichten im Reichsdienst erfüllte er treu und erfolgreich.

Sein Rat wurde vom Kaiser hoch geschätzt. Zum Schutz des Bistums gegen Slawen und Normannen errichtete er zwei Burgen. Die Werkstätten kirchlicher Kunst erreichten durch ihn ihre Hochblüte. Noch heute bezeugen kostbare Schätze seine Frömmigkeit und Glaubenskraft, vor allem die Kirche St. Michael, die Christussäule und die Bronzetüren des Domes.

Quelle

Festschrift – 75 Jahre St. Bernward (1990)

Bildliche Eindrücke aus unserer Kirche (vor der Renovierung)

Aktuelle bildliche Eindrücke aus unserer Kirche

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