„Mach neu, was dich kaputt macht“

Am Mittwoch, den 8. Juni las Johanna Beck im Rahmen der Kunstausstellung  „gleich + berechtigt. Über Päpstinnen, Maria, Frauen und Gleichberechtigung in der Kirche“ in St. Bernward Gifhorn aus ihrem Buch „Mach neu, was dich kaputt macht – warum ich in die Kirche zurückkehre und mein Schweigen breche“ vor mit anschließender Gesprächsrunde. Johanna Beck ist Literaturwissenschaftlerin, angehende Theologin und Publizistin. Seit November 2020 engagiert sie sich als Mitglied und Sprecherin des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz für die Aufarbeitung geistigen und sexuellen Missbrauchs in der kath. Kirche. Zudem arbeitet sie beim Synodalen Weg, engagiert sich in der Bewegung Maria 2.0 und ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken.

Sie wurde in die „sektenhafte“ Katholische Pfadfinderschaft Europas (KPE) hineingeboren. Die KPE vermittelt ein Weltbild mit einem strafendem Gott, der Menschen für ihre Sünden sanktioniert. Dementsprechend stehen Gebetszwang, Beichtzwang und ein strenger Tagesablauf bei KPE-Kursen auf dem Programm. Bei Wiedersprüchen und Verweigerung folgen Sanktionen und Ausgrenzung. So ist Johanna Beck bereits von Geburt an spirituellem Missbrauch durch Schuld, Druck und Macht ausgesetzt. Vom 12. bis zu ihrem 16. Lebensjahr wurde Johanna Beck durch Pater Dietmar (der Name ist ein Pseudonym) sexuell missbraucht.

Nach dem Abitur kehrte Johanna Beck der kath. Kirche den Rücken. Eher durch Zufall besuchte sie in Stuttgart eine Kirche und hörte in der Predigt von Gott, der sich dem Menschen zuwendet. Und sie entdeckt dort eine frohe Botschaft von Glaube und Hoffnung, Liebe und Gerechtigkeit. Und Johanna Beck findet dort auch eine wichtige Kraftquelle. So entschließt sie sich zu kämpfen für eine lückenlose Aufklärung von sexuellem Missbrauch, für einen Wandel zu einer Kirche, die das Evangelium lebt und sich den Betroffenen zuwendet: „Opferschutz geht vor Institutionenschutz“. Es muss noch viel verändert werden. Dies fasst Frau Beck in einem Thesenschlag in ihrem Buch (S. 173f.) zusammen, sie fordert z.B.:

  • Zügige und unabhängige Aufarbeitung der Missbrauchsfälle
  • Unabhängige Wahrheitskommission
  • Änderung der Kirchenrechts
  • Ausbau der bereits existierenden Beratungsstellen
  • Demokratisierung der kirchlichen Machtstrukturen
  • Reform der kath. Sexualmoral
  • Geschlechtergerechtigkeit

Oft stößt Frau Beck an ihre Grenzen. So auch Ende Januar 2022. Die Deutsche Bischofskonferenz hat die KPE offiziell als privaten kanonischen Verband anerkannt. Frau Beck sieht keine Änderungen und auch keine Aufklärung der Missbrauchsfälle innerhalb der KPE, so dass sie sich fragt: „Was ist das für eine Kirche?“

Da wir in Gifhorn eine sehr starke DPSG haben, soll hier der Protest der katholischen Jugendverbände BDKJ, PSG und DPSG ausdrücklich erwähnt werden. Die DPSG sowie die beiden anderen Verbände teilten in einer Stellungnahme mit: „dass die KPE ein Verband ist, der an den veralteten Rollenbildern und Gesellschaftmodellen festhält, die nicht mit den Werten und der Arbeitsweise von DPSG, PSG und BDKJ übereinstimmen“ (Beck: Macht neu, was dich kaputt macht, S. 100f.)

Vielen Dank, Frau Beck! Für ihren Mut, ihre Offenheit und ihre Zeit! Und dafür, dass wir im Rahmen unserer Kunstausstellung über ihre Geschichte und den notwendigen Wandel sprechen konnten!

Hinweis: Wenn Sie mehr von Johanna Beck erfahren möchten, können Sie in der ARD-Mediathek ein aktuelles Interview unter folgendem Link ansehen:

https://www.ardmediathek.de/video/swr1-leute/johanna-beck-oder-angehende-theologin-oder-sexueller-missbrauch-in-der-katholischen-kirche-katholikin-kaempft-fuer-veraenderung/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE2NzM4Mzc

Text: Christine Cordes

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